Klausenpass (1948 m ü. M.)

„Häsch de Chlause scho gmacht?“

Das war die magische Frage, welche die Mitglieder des Veloclubs Thalwil jedem stellten. Nachdem ich eher zufällig merkte, dass ich doch nicht absolut unsportlich bin, wie ich bis ins Jugendalter dachte, und von Natur aus wenigstens mit einer beneidenswerten Langzeitausdauer gesegnet bin, kam ich ebenso zufällig bei meinen ersten Versuchen, schneller Rennrad zu fahren als die gut ausgerüsteten alten Herren, mit den Leuten des Veloclubs meines Wohnortes in Kontakt. Die nahmen mich dann jeweils am Sonntag Morgen zu ihrer wöchentlichen Fahrt um den Zürichsee mit und weihten mich in alle Geheimnisse der „Gümmeler“ ein.

Der Klausenpass ist der einzige Alpenpass, den man von der Region Zürich aus an einem Tag so überqueren kann, dass man am Abend wieder zurück ist. Das Panorama auf die strahlendweissen Gipfel des Clariden, zu dessen Füssen der Pass liegt, weckt echtes Hochgebirgsfeeling. Das ist schon beeindruckend, wenn man am Zürichsee gestartet ist.

Ich merkte also schnell, dass man erst dann in den Reigen der echten „Gümmeler“ aufgenommen wird, wenn man den Klausen „gemacht“ hat. Das ist die „Taufe“ der Hobbyradsportler von Zürich.

So wagte ich es als junger Erwachsener. Nutzte in der Ebene des Linthtals über längere Strecke den Windschatten eines Mofas, fuhr mit viel Elan das ganze Glarnerland hoch, liess mich in Linthal vom Übergang in den Rhythmus der Passstrasse nicht beeindrucken, nutzte geschickt die Erholung des Urnerbodens und erreichte immer noch in gutem Rhythmus die Passhöhe. Es war Mai, aber die Strasse war auf der Passhöhe noch gesäumt von meterhohen Schneewänden, aus denen einem eine angenehme Kühle entgegenwehte. In der langen Abfahrt auf der Urnerseite spürte ich, wie es mit jedem Meter wärmer wurde. Unten am Vierwaldstättersee brütete die Hitze mit 30°. Da begann das Leiden. Ich quälte mich dem See entlang, quälte mich durchs Schwyzerland in Richtung Zugersee. Am Zugersee war ich nur noch ein Schatten meiner selbst und schleppte mich von Meter zu Meter. Ich büsste für die schlechte Kräfteeinteilung in meinem jugendlichen Übermut. In Zug war Ende, aus. Ich liess mich nach Hause chauffieren. Hatte ich damit den Klausen „gemacht“ oder gilt das erst, wenn man es bis zurück nach Thalwil schafft?

Erst Jahre später sorgte ich für Wiedergutmachung. Diesmal sogar mit  zusätzlichen 30 km, weil ich von Zürich aus startete, aber mit mehr Erfahrung zum Thema Einteilen der Kräfte. Und ich schaffte die 220 km tatsächlich! Späte Weihe zum „echten“ Gümmeler.

Klausenpass