Freitag 27. Juli 2018

Alençon – Mont-Saint-Michel

Heute Abend würde ich das Meer sehen! Das motiviert. Die ganze erste Hälfte der Etappe führte durch den Regionalen Naturpark Perche. Er kam mir ein bisschen vor wie der Schwarzwald Frankreichs. Zuerst führten einige hügelige Kilometer durch schmucke Dörfer. In einem stürmte ich die Dorfbäckerei. Noch nie mundete ein Erdbeertörtchen so gut wie in diesem Augenblick. Irgendwo in dieser Gegend begegnete ich zum ersten Mal dem Wort Normandie. Wenn das nicht verheissungsvoll ist! Später führte die Route auf einem autofreien Veloweg kilometerweit ununterbrochen durch den Wald. Wie wohltuend!

Mitten in dieser Schwarzwaldszenerie befand ich mich tatsächlich plötzlich in einem Kurort (Bagnoles-de-l’Orne):

Beim erhöht gelegenen Städtchen Domfront war die Schwarzwaldromantik zu Ende. Dafür tat sich ein Blick in die Weite auf:

Irgendwo da hinten muss doch das Meer liegen. Die Spannung auf den Augenblick, wo man es das erstemal sieht, wuchs. Wie schon auf der Velofahrt ans Mittelmeer war das die spannendste Frage: Wo und wie zeigt sich das Meer? Aber noch war nichts zu sehen und etwa 60km auf wenig interessanten Strassen mussten erkämpft werden. Und da – in einem Augenblick, wo ich es nicht erwartete – war vom Nebensträsschen aus, das gerade über einen Hügel führte, ganz kurz ein Glanz zu sehen. Ich hielt an, schob meinen Packesel zurück zu der Stelle hoch: Auf der Foto leider kaum zu erkennen: Nur gerade zwischen Wald und Maisfeld war ein Strich Meer zu sehen. Und exakt aus dieser Handbreite Meer, weit in der Ferne, erhob sich der Mont-Saint-Michel! Ich bekam einen Heulkrampf. Die ganze Last, der ganze Druck, 6 Tage nichts als Treten und Schlafen, alles entlud sich in diesem Augenblick. Das Ziel vor Augen! Unglaublich! Aus eigener Muskelkraft erreicht! Unglaublich!

Ich musste noch 10 oder 15 km gedulden, bis alles viel handfester wurde:

Route und Auswertung Tag 6: